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Die Hannover Messe besteht aus unterschiedlichen internationalen Leitmessen, die die gesamte industrielle Wertschöpfungskette widerspiegeln. Einzelne Leitmessen sind im Zweijahres-Rhythmus auf der Messe vertreten, sodass sich das Bild der Han-

nover Messe stets wandelt. Die Kernthemen der Hannover Messe sind:

 

Industrieautomation und IT;

 

Energieund Umwelttechnologien;

 

Industrielle Zulieferung;

 

Produktionstechnologien und Dienstleistungen;

 

Forschung und Entwicklung.

 

Das

Partnerland

der Hannover Messe 2014 waren die Niederlande,

2013 Russland, 2012 die Volksrepublik China, 2011Frankreich, 2010 Italien.

 

Auf

Initiative

des niedersächsischen Wirtschaftsministers Alfred

Ku-

bel und Gustav Bratke, Oberstadtdirektor von Hannover, wurde 1947 die Deutsche Messeund Ausstellungs-A. G. Hannover-Laatzen gegründet, welche in Konkurrenz zur Leipziger Messe die erste "Exportmesse 1947 Hannover" ausrichtete. Auf diese Weise legte man den Grundstein für die internationale Etablierung des Messeplatzes Hannover und den Erfolg der seitdem stattfindenden Hannover Messe.

Seit 1950 gab es auf der Hannover Messe einen Bereich "Büroindustrie". Dieser bekam 1970 eine eigene Halle, die durch den Architekten Ernst Friedrich Brockmann 1969/70 errichtete Halle 1 CeBIT (für Centrum für Büround Informationstechnik). Dieses Segment wuchs in den folgenden Jahren so stark, dass die CeBIT seit 1986 jährlich als eigenständige Messe einen Monat vor der Hannover Messe Industrie stattfindet. Aufgrund des starken Zustroms von Privatinteressenten, die als Besucher im Messekonzept nicht eingeplant waren, gab es speziell für diese Zielgruppe in den Jahren 1996 und 1998 eine CeBIT Home.

Das Motiv der Hannover Messe, ein stark stilisierter Hermeskopf, blieb seit der ersten Exportmesse 1947 fast unverändert. Es ziert auch den dort seit 2004 verliehenen Innovationspreis Hermes Award.

Vom 4. bis 8. April 2011 stellten 6.333 Unternehmen aus 67 Ländern ihre Produkte und Anwendungen auf mehr als 200.000 Quadratmetern NettoAusstellungsfläche aus. An den fünf Messetagen kamen 243.670 Besucher (davon 50.247 aus dem Ausland) auf das Messegelände.

Die zentralen Themen der Hannover Messe 2011 waren Industrieautomation, Energietechnologien, Antriebsund Fluidtechnik, industrielle Zulieferung und Dienstleistungen sowie Zukunftstechnologien. Frankreich war das Partnerland der Hannover Messe 2011. Zum Gesamtkonzept der Hannover Messe gehören Sonderveranstaltungen wie Metropolitan Solutions, TectoYou, Global Business & Markets, Energieeffizienz in industriellen Prozessen, Job & Career Market, Mobile Roboter und Autonome Systeme sowie die Solutions Area Leichtbau. Darüber hinaus ergänzen der Fachkongress WoMenPower und der Hermes Award das Rahmenprogramm der Hannover Messe.

2012 fand die Hannover Messe vom 23. bis zum 27. April statt. Sie vereinte acht Leitmessen an einem Ort. Im Rahmen der Hannover Messe fand am 24. April 2012 auch der 9. Niedersächsische Außenwirtschaftstag mit dem Schwerpunktthema

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ASEAN statt. Höhepunkt der Veranstaltung war die Verleihung des 3. Niedersächsischen Außenwirtschaftspreises durch Wirtschaftsminister Jörg Bode. Ausrichter war NGlobal, die niedersächsische Landesgesellschaft zur Außenwirtschaftsförderung.

2013 fand die Hannover Messe vom 8. bis zum 12. April statt. Gastland war Russland. Bei der Eröffnung der Messe durch Wladimir Putin und Angela Merkel kam es zu Protesten gegen „russische Demokratieblockaden“. 2013 wurden elf Leitmessen an einem Ort vereint.

2014 fand die Hannover Messe vom 7. bis zum 11. April statt. Gastland war Holland. Hollands Ministerpräsident Mark Rutteeröffnete gemeinsam mit Bundeskanzlerin Angela Merkel die Messe1. (3 890)

Belgien

EU-Beitritt: Gründungsmitglied (1952)

Hauptstadt: Brüssel

Fläche: 30 528 km² Bevölkerung: 10,7 Millionen

Währung: Mitglied des Euroraums seit 1999 (€) Schengen-Raum: Mitglied des Schengen-Raum seit 1985

Der Bundesstaat Belgien umfasst drei Regionen: das niederländischsprachige Flandern im Norden, das französischsprachige Wallonien im Süden und die Hauptstadt Brüssel, wo sowohl Französisch als auch Niederländisch Amtssprachen sind. Außerdem gibt es eine kleine deutschsprachige Minderheit im Osten des Landes (ungefähr 70 000 Einwohner).

Die belgische Landschaft hat viel zu bieten: einen 67 Kilometer langen Küstenstreifen sowie flache Küstenebenen entlang der Nordsee, eine Hochebene im Zentrum des Landes sowie die sanft geschwungenen Hügel und Wälder der Ardennen im Südosten.

In Brüssel sind mehrere internationale Organisationen ansässig: Die meisten Europäischen Institutionen sowie das NATO-Hauptquartier haben hier ihren Sitz.

Belgien, das 1830 seine Unabhängigkeit erlangte, ist eine konstitutionelle Monarchie. Das Parlament besteht aus dem Repräsentantenhaus, dessen Mitglieder für maximal vier Jahre gewählt werden, und dem Senat oder Oberhaus, dessen Mitglieder gewählt oder nachträglich hinzu gewählt werden. Aufgrund seiner politischen Zusammensetzung wird Belgien üblicherweise von einer Koalition regiert.

Zu den berühmtesten Belgiern zählen Georges Rémi (Hergé), der Schöpfer der "Tim und Struppi"-Comics, die Schriftsteller Georges Simenon und Hugo Claus, der Komponist und Sänger Jacques Brel und der Radrennfahrer Eddy Merckx. Maler wie James Ensor, Paul Delvaux und René Magritte sind die modernen Nachfolger von Rubens und anderen flämischen Meistern der Geschichte.

1 http://de.wikipedia.org/wiki/Hannover_Messe

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Belgien ist für seine Schokolade berühmt, die in der ganzen Welt ihre Liebhaber findet. Ein Lieblingsgericht der Belgier sind Muscheln mit Pommes frites, die in Belgien erfunden worden sein sollen. Darüber hinaus werden in Belgien mehr als 1000 Biersorten produziert1. (1700)

Belgien – Geschichte und Politik

Schon Cäsar beschrieb die keltischen "Belgae" bewundernd als die Tapfersten aller Gallier. Seit diesem Lob im Jahr 54 vor Christus hat sich im Gebiet der Belgier viel getan: wechselnde Herren, Reichtum und Armut, Revolution und Sprachenstreit. Heute liegt das kleine Land mit der Hauptstadt Brüssel im Herzen Europas und soll Vorzeigemodell für ein vereintes Europa sein. Doch Belgien leidet seit etwa 150 Jahren am gleichen Übel: der inneren Zerrissenheit.

Als Belgien noch nicht Belgien war

Die Geschichte Belgiens beginnt eigentlich erst im Jahr 1830. Vorher gehörten die Regionen, aus denen das heutige Belgien besteht, unter anderem zu Frankreich, Österreich, Spanien und den Niederlanden. Im 16. Jahrhundert war Belgien Teil des riesigen Habsburgerreiches und gehörte zu den damaligen "Spanischen Niederlanden". Die Habsburger waren katholisch, im Norden der damaligen Niederlande aber machte sich der Protestantismus breit. Philipp II., Herrscher über Spanien und die Niederlande, versuchte Ende des 16. Jahrhunderts, die protestantische Bewegung niederzuschlagen. Die heutigen Niederlande widerstanden ihm und blieben protestantisch. Das heutige Belgien fiel an die katholischen Spanier zurück.

1792 marschierte Napoleon Bonaparte ins Land ein, wurde aber 1815 bei Waterloo, südlich von Brüssel, vernichtend geschlagen. Noch im selben Jahr beschlossen die europäischen Großmächte auf dem Wiener Kongress die Errichtung des Vereinigten Königreichs der Niederlande, bestehend aus den südlichen Niederlanden (dem heutigen Belgien), den nördlichen Niederlanden und dem ehemaligen Bistum Lüttich.

Revolutionäre Oper und Geburt Belgiens

Dem Königreich der Vereinigten Niederlande war kein langes Leben beschieden. Der katholische, zur Hälfte französischsprachige Süden litt unter der autoritären Politik des protestantischen Königs Willem I. von Oranien.

Am 25. August 1830 eskalierte die Lage: Abends wurde im Brüsseler Théâtre de la Monnaie "Die Stumme von Portici" von Daniel-François-Esprit Auber gespielt, eine Oper über den Volksaufstand der Neapolitaner gegen den spanischen Unterdrücker. Als der Tenor im dritten Akt mit einer Axt in der Hand sang: "Laufet zur Rache! Die Waffen, das Feuer! Auf dass unsere Wachsamkeit unserem Leid ein Ende bereite!", erhob sich das Publikum und rief "Aux armes! Aux armes!" ("Zu den Waffen!"). Die Zuschauer stürmten auf die Straße und griffen zu den Waffen. Einen Monat später waren die Niederländer besiegt und Belgien erklärte seine Unabhängigkeit.

1 http://europa.eu/about-eu/countries/member-countries/belgium/index_de.htm

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Die Niederlande gaben den ungeliebten, katholischen Süden schnell auf. Am 4. November 1830 erkannten die europäischen Großmächte während der Londoner Konferenz die Trennung Belgiens von den Niederlanden an. Belgien – mit seinen Provinzen Flandern und der Wallonie – war geboren.

Königshaus und Sprachenstreit

Leopold I. wurde erster König der Belgier, Staatsform die heute noch bestehende parlamentarische Monarchie. Leopold gab sich liberal, regierte aber die von ihm verachteten flämischen Untertanen mit eiserner Faust. In Flandern sollte Niederländisch nur in der Grundschule benutzt werden, ab der Sekundärstufe verlief auch dort der Unterricht auf Französisch. "Le Flamand" wurde zum Schimpfwort, Niederländisch die Sprache der ungeliebten Holländer. Die Grundlage für den heute noch andauernden Sprachenstreit war gelegt.

In den folgenden Jahren bildete sich in Flandern langsam eine kleine Elite heraus, die die Einführung des Niederländischen an den französischsprachigen Gymnasien, an Universitäten und in der Verwaltung forderte. Aber bevor das widerstrebende Parlament überzeugt werden konnte, brach der Erste Weltkrieg aus.

Starker Widerstand gegen die Nazis

Im Ersten Weltkrieg verweigerte Belgien Deutschland das Recht, mit seinen Truppen über belgischen Boden nach Frankreich zu ziehen. Als Folge marschierten deutsche Truppen in Belgien ein. Es folgte ein vierjähriger erbitterter Stellungskrieg Belgiens mit den französischen und britischen Verbündeten gegen Deutschland und Österreich. Flandern erlitt schreckliche Schäden.

Nach dem Ersten Weltkrieg verschärfte sich der Konflikt zwischen Flamen und Wallonen. Zwischen 1932 und 1938 entstanden die ersten Gesetze, die den Sprachenstreit regeln sollten: So wurden alle zentralen Verwaltungsstellen zweisprachig. Doch erneut verhinderte ein Krieg die Klärung des innerbelgischen Konfliktes: der Zweite Weltkrieg. Im Mai 1940 besetzten deutsche Truppen abermals das bis dahin neutrale Belgien. Die Regierung floh nach London, König Leopold III blieb und unterschrieb die Kapitulationsurkunde nach nur drei Wochen. Flämische Nationalisten kooperierten mit den Deutschen, aber der belgische Widerstand war stark. Nach der Landung der Alliierten in der Normandie wurde Belgien bis Ende 1944 befreit.

Regionen, Gemeinschaften und Parlamente

Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte die belgische Regierung immer wieder mit Verfassungsreformen, den Konflikt zwischen Flamen und Wallonen einzudämmen. Ein extrem komplizierter und aufgeblähter Staatsapparat ist die Folge: Heute besteht Belgien aus den drei Regionen Flandern, Wallonien und der Hauptstadtregion Brüssel mit eigener Regierung und Verwaltung. In den Regionen wird unter anderem über Umweltschutz, Wohnungsbau, Wasser-, Wirtschaftsund Energiepolitik entschieden.

Außerdem gibt es drei Gemeinschaften: Die flämisch-, die französischund die deutschsprachige Gemeinschaft, ebenfalls mit Parlamenten und Verwaltung. Die Gemeinschaften sind zum Beispiel zuständig für Erziehung, Bildung, Kultur und Soziales.

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Es gibt in Belgien also fünf Parlamente, fünf Regierungen und fünf Ministerpräsidenten – für jede Region und jede Gemeinschaft eine. Wobei die Flämische Gemeinschaft ein gemeinsames Parlament mit der Region Flandern hat, sonst gäbe es sechs. Dazu kommt noch die Bundesregierung in Brüssel, ebenfalls mit Parlament, Regierung und Ministerpräsident.

Reiches Flandern, arme Wallonie

Der heutige Hauptstreitpunkt zwischen Flamen und Wallonen ist die unterschiedliche ökonomische Stärke der Regionen. Im 19. Jahrhundert war die Wallonie dank Steinkohle, Stahl und Glas der wirtschaftliche Motor des Landes. Bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts war die französischsprachige Bevölkerung in der Wallonie die "tonangebende" Volksgruppe in Belgien, der niederländischsprachige ärmere Teil hatte wenig zu bestimmen.

In den 1960er Jahren kam es zur weltweiten Stahlkrise. Diese traf die Wallonie besonders schwer, weil die Anlagen völlig veraltet und nicht wettbewerbsfähig waren. Die ehemals reichen wallonischen Regionen wurden zum Armenhaus Belgiens. Dagegen blühte Flandern auf. In Antwerpen ließ sich etwa dank des internationalen Seehafens die wirtschaftsstarke Chemieindustrie nieder. 2006 wurden nahezu 60 Prozent des Bruttosozialproduktes in Flandern erwirtschaftet. Da sich die Flamen seit der Staatsgründung von ihren französischsprachigen Landsleuten unterdrückt fühlten, sehen sie heute wenig Grund, die arme Wallonie mit ihren Steuergeldern zu unterstützen. Diese Spannungen lassen auch extreme Parteien, wie die flämische nationalistische Partei "Vlaams Belang" (früher "Vlaams Blok") erstarken.

Die Zukunft Belgiens

Von Anfang an einte die katholischen Flamen und Wallonen nicht viel mehr als der Hass auf den protestantischen niederländischen Okkupanten. Der Katholizismus, der König und der (bis 1960 belgische) Kongo dienten einige Zeit als Klammern. Doch viele junge Flamen sprechen heute besser Englisch als Französisch, die Wallonen lernen allenfalls widerwillig Niederländisch. Die Sprachgrenze geht durch Schulen, das Fernsehen, die Presse. Auch das Königshaus ist ein nur begrenzt verbindendes Element. Gerade Flamen sehen sich vom französischsprachigen Königshaus kaum vertreten und sind immer weniger bereit, dieses mit ihren Abgaben und Steuern zu finanzieren.

Was bleibt also? Im Streit zwischen Flandern und der Wallonie scheint das gemeinsame Kind Brüssel das verbindende Element zu sein. Brüssel mit seinen internationalen Institutionen ist einfach zu wichtig, keiner möchte darauf verzichten. Die Flamen argumentieren, Brüssel sei historisch flämisch und liege geografisch in Flandern. In Brüssel, sagen die Wallonen, sprächen 85 Prozent der Einwohner Französisch. Logisch also, dass Brüssel zur Wallonie gehöre1. (7 100)

1 http://www.planet-wissen.de/laender_leute/belgien/geschichte_politik/index.jsp

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Nobelpreis

Alfred Nobel – Erfinder und Preisstifter

Alfred Nobel war schon zu Lebzeiten ein bekannter Mann. Weltberühmt aber wurde er nach seinem Tod mit Eröffnung seines Testaments. Darin verfügte der kinderlos gebliebene Ingenieur und Erfinder, dass sein gesamtes Vermögen von etwa 31 Millionen Schwedischer Kronen einer Nobel-Stiftung zugeführt werden sollte. Der Zinsertrag dieser Stiftung solle "als Preise denen zugeteilt werden, die im verflossenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben." 1901 wurde Nobels Wille erstmals umgesetzt. Seitdem gilt der Nobelpreis als renommierteste und wichtigste aller Auszeichnungen in Wissenschaft und Gesellschaft.

Explosionsartige Karriere

Am 21. Oktober 1833 wurde Alfred Nobel als Sohn einer Ingenieursfamilie in Stockholm geboren. Nach einer elitären Ausbildung bei Privatlehrern und zahlreichen Studienreisen im Ausland wandte er sich ab 1859 intensiv der Sprengstoffproduktion zu. Er wollte die enorme Explosionskraft des hochempfindlichen Nitroglyzerins kontrolliert für die Sprengtechnik nutzbar machen. 1867 erreichte Nobel den Durchbruch seiner Bemühungen, indem er das Nitroglyzerin in Kieselgur aufsaugte: Das Dynamit war erfunden. Nobel verstand es, seine Erfindung, die er in Schweden und im Ausland patentrechtlich schützen ließ, auch kommerziell zu nutzen. Dynamit – mit seiner Hilfe ließen sich Eisenbahnen und Straßen bauen, Häfen, Tunnel und Bergwerke errichten. Bis 1873 entstanden 15 Nobelische Unternehmungen in 13 europäischen Ländern und den USA. Bis zum Ende seines Lebens hatte Alfred Nobel 355 Patente angemeldet und war einer der wohlhabendsten Menschen seiner Zeit.

Die Idee der Preisverteilung

1876 lernte Alfred Nobel die österreichische Pazifistin Bertha von Suttner kennen, die kurze Zeit als Privatsekretärin für ihn arbeitete. Nobel bewunderte von Suttners Engagement als Friedenskämpferin. Sie animierte den Industriellen, einen Friedenspreis zu stiften. 1905 erhielt sie selbst als erste Frau den Friedensnobelpreis. Mit dem Friedenspreis war Nobel erstmals die Idee einer Preisverteilung gekommen. In der testamentarischen Verfügung vom 27. November 1895 über die Stiftung des Nobelpreises legte Nobel fest, dass der jährliche Zinsertrag der Stiftung in fünf gleiche Teile geteilt werden sollte. Neben der Auszeichnung für Friedensbemühungen sollte es einen Preis für Literatur geben, für die sich Nobel besonders interessierte. Neben technischen Erfindungen veröffentlichte er selbst Novellen und Gedichte, darunter "Die Schwestern" (1862) und "Der Patent-Bazillus" (1895). Gewisse Schuldgefühle empfand Nobel gegenüber der Physik und Chemie, weil die wissenschaftliche Forschung auf diesen Gebieten seine Erfindungen erst möglich gemacht hatte, in der Regel aber kaum finanzielle Vorteile bringt. Schließlich bestimmte Nobel noch die Medizin als auszeichnungswürdige Disziplin, weil sie dabei hilft, die Menschheit zu erhalten.

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Nobels letzter Wille

Am 10. Dezember 1896 starb Alfred Nobel an einer Gehirnblutung im italienischen San Remo. Die Abwicklung seines Nachlasses entpuppte sich als langwierige Aufgabe. Zunächst mussten erbschaftliche Probleme mit der enttäuschten Verwandtschaft durch entsprechende Vergleiche geklärt werden. Am 29.6.1900 schließlich genehmigte die schwedische Regierung den Vorschlag für die Gründungsstatuten der Nobel-Stiftung, fünf Monate später übernahm die Stiftungsleitung die Verwaltung des Fonds. Bei der Nobel-Stiftung handelt es sich um eine Art Investmentgesellschaft, die sich in ihrer Anlagepolitik auf Aktien, festverzinsliche Wertpapiere und Immobilien konzentriert. Die Preise und die Organisationskosten der Stiftung werden aus dem Nettoertrag des Grundkapitals bestritten; mit einem Zehntel des Ertrages wird das Grundkapital jährlich aufgestockt1. (3 270)

Nobelpreisträger

Mehr als 750 Forscher, Literaten und Politiker haben den Nobelpreis bisher verliehen bekommen. Vergleicht man die Lebensläufe, das Umfeld und die Herkunftsorte der Preisträger miteinander, werden Muster erkennbar. Leider auch das, dass Frauen beim bekanntesten Preis der Welt unterrepräsentiert sind.

Ein Preis der Industrienationen

Die Statistik der Preisträger spiegelt den Ursprung des Preises aus der westlichen Kulturtradition. Die meisten Laureaten (Preisträger) kommen aus westlichen Ländern, vorwiegend aus den USA, England, Deutschland und Frankreich. In den Naturwissenschaften ist das auf die eingespielten Forschungsstrukturen und den dafür notwendigen finanziellen Aufwand zurückzuführen, aber auch auf das GutachterPrinzip bei der Wahl der Nobelkandidaten. Vermutlich begutachten sie sich im Laufe ihrer Forscherkarrieren auch untereinander, das System Nobelpreis verstärkt sich so selbst.

Im Laufe des vergangenen Jahrhunderts gab es aber auch etliche Verschiebungen. So waren die deutschen Hochschulen bis zum Zweiten Weltkrieg auf vielen Gebieten von der Medizin bis zur physikalischen Grundlagenforschung führend, wie schon eine kleine Auswahl zeigt: Max Planck wurde 1918 für seine Quantentheorie ausgezeichnet, Werner Heisenberg für die Entdeckung der Quantenmechanik; Adolf Windaus (1928) und Richard Kuhn (1938) bekamen die Chemiepreise für Forschungen zu Vitaminen. Der Bakteriologe Robert Koch (1843–1910) entdeckte 1882 das Tuberkulosebakterium und ein Jahr später den Erreger der Cholera. Mit seinen Forschungen zur Hygiene half er die Sterblichkeitsraten entscheidend zu senken und wurde 1905 für seine Arbeit zur Tuberkulose ausgezeichnet. Nach dem Zweiten Weltkrieg verlagerte sich der Schwerpunkt. Seitdem kommt ein Großteil der Preisträger aus den USA. Preisträger, die nicht aus den USA oder Europa stammen, sind selten.

1 http://www.planet-wissen.de/politik_geschichte/persoenlichkeiten/alfred_nobel/

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Die wichtigsten Fähigkeiten

Kaum jemand wird ein wissenschaftliches Studium mit dem Vorsatz beginnen, eines Tages den Nobelpreis zu erringen. Dazu müssen viele Faktoren zusammenkommen, die sich nicht alle beeinflussen lassen: Neben der Neugierde und Begabung das richtige familiäre und schulische Umfeld, später die Möglichkeit, mit Stipendien und Forschungsaufträgen an bestimmten Problemen zu arbeiten. Doch am wichtigsten ist die Fähigkeit, außerhalb vertrauter Bahnen zu denken.

Klaus von Klitzing, der 1985 für die Entdeckung des quantisierten Hall-Effektes mit dem Physik-Nobelpreis ausgezeichnet wurde, sagte, dass alle experimentellen Daten dazu schon zwei Jahre vor seiner Entdeckung veröffentlicht waren: "Jeder, der die Literatur lesen kann, hat die Chance gehabt, den Nobelpreis dafür zu bekommen oder den Quanten-Hall-Effekt zu entdecken". Doch dass schließlich er die unerwarteten Messergebnisse richtig interpretierte, verdankte er auch längst zurückliegenden Ferienjobs als Werksstudent, die ihm einen anderen Blickwinkel als seinen Kollegen ermöglichten. Seine Entdeckung über das Verhalten von Widerständen in Magnetfeldern war nicht nur eine Sensation für die Physik, sondern auch für die Entwicklung hoch integrierter Schaltelemente und lieferte eine solide Grundlage für das Eichen elektronischer Messgeräte.

Prägende Kindheitserlebnisse

Die meisten Nobelpreisträger haben sich schon in der frühesten Kindheit der Wissenschaft zugewandt. Albert Einstein, 1921 für die Relativitätstheorie mit dem Physiknobelpreis ausgezeichnet, hatte sein Schlüsselerlebnis, als er als kleiner Junge die rätselhaften Bewegungen eines Kompasses verfolgte. Auch die britische Chemikerin Dorothy Hodgkin-Crowfoot, deren Arbeiten zur Röntgenstrukturanalyse von Atomen entscheidende Fortschritte bei der Entwicklung von Medikamenten wie Insulin brachte, erinnert sich an ein solches Erlebnis. Bei einer Hauslehrerin lernte sie als Zehnjährige im Rahmen einer Einführung in die Chemie, aus gesättigten Lösungen Kristalle zu züchten. "Ich war von der Eleganz und Schönheit der Kristalle augenblicklich gefangen".

Schönheit und Eleganz wie der Gedanke des Spiels sind für die meisten Preisträger wichtig. Nicht wenige unter ihnen spielen ein Instrument wie der Geiger Albert Einstein oder neigen gar zu einer Musikerlaufbahn. Manfred Eigen, 1967 mit dem Nobelpreis geehrt, schwankte lange zwischen Chemieund Musikstudium. Dem Chemiker Richard Ernst schwebte eine Komponistenlaufbahn vor. 1991 wurde ihm der Nobelpreis für seine Untersuchungen zur Kernresonanzspektroskopie zuerkannt: "Was ich damals tat, hatte eigentlich viel mit Musik zu tun. Ich machte Frequenzanalysen und habe sozusagen bestimmte Töne voneinander getrennt." – interessante Parallelen zu Alfred Nobel und seinen schriftstellerischen Ambitionen.

Forschung gelingt selten im Alleingang

Zusammen spielen, voneinander lernen und aufeinander hören ist auch für die Naturwissenschaften unabdingbar. Kaum noch eine wichtige Entwicklung gelingt heute im Alleingang, Forschergruppen mit mehr als 80 Wissenschaftlern sind keine Seltenheit, so wenig wie wissenschaftliche Aufsätze mit 15 und mehr Autoren. Deshalb war Klaus von Klitzings erste Frage, als er den Anruf aus Stockholm entgegen

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nahm, mit wem er sich den Preis denn teile. Häufig wird kritisiert, dass der Nobelpreis, der an maximal drei Personen in einem Fach vergeben werden kann, der heutigen Realität nicht mehr gerecht werde und einem überholten Forschermodell vom einsamen Genie anhänge. Zahlreiche Geschichten wissen von Institutsleitern zu berichten, die die Lorbeeren für die Arbeit ihrer Assistenten einheimsten.

Viel zu selten: Nobelpreisträgerinnen

Auch Lise Meitner (1878–1968) ist so ein Fall, der zudem prototypisch die Situation der Frauen beleuchtet, was den Nobelpreis und den Wissenschaftsbetrieb betrifft. Die österreichisch-schwedische Physikerin forschte über 30 Jahre gemeinsam mit Otto Hahn an radioaktiven Elementen. Der Nobelpreis für die Entdeckung der Kernspaltung jedoch ging 1944 an Hahn alleine, wiewohl Lise Meitner maßgeblich daran beteiligt war und die physikalische Erklärung für die Entdeckung lieferte.

Betrachtet man alle Nobelpreisträger, so standen 2006 735 Männern gerade einmal 33 weibliche Preisträger gegenüber. Ein Bild, das sich auch bei der Präsenz von Frauen in Spitzenpositionen der Forschung wiederfindet. Das hat sicherlich mit Rollenklischees und -zuschreibungen genauso zu tun wie mit der unterschiedlichen Selbsteinschätzung von Jungen und Mädchen.

Leben mit dem Preis

Und wie sieht das Leben nach dem Preis aus? Der amerikanische Physiker Dao Lee, 1957 mit 31 Jahren ausgezeichnet, soll gesagt haben: "Mein Gott, was wird nun aus dem Rest meines Lebens?" Nobelpreisträger stehen in der Öffentlichkeit. Gewollt oder nicht, sie werden automatisch zu Repräsentanten ihrer Profession und ihres Landes. Sie erhalten Einladungen zu zahlreichen Kongressen und werden unabhängig von ihrer Kompetenz zu politischen Themen um ihre Meinung gefragt. In jungen Jahren kann das die weitere Forschungsarbeit behindern.

Welches positive Gewicht der Nobelpreis andererseits in der Öffentlichkeit haben kann, zeigt das Beispiel von Klaus von Klitzing. Um ihn an seinem Forschungsinstitut in Stuttgart zu halten, stockte das Land Baden-Württemberg die Mittel seines Institutes kräftig auf, das benachbarte Bayern hatte schon mit einem Blankoscheck geworben. In der Folge stiftete das Bundesforschungsministerium einen Forschungspreis, der jungen Wissenschaftler unbürokratisch für ihre selbstgewählten Projekte zur Verfügung steht. Forscher wie Albert Einstein und Linus Pauling, ChemieNobelpreisträger von 1954, nutzten das weltweite Ansehen für politische Aktionen. Pauling wandte sich in den 1950er Jahren gegen die Atomrüstung und setzte mit Hilfe seines eigenen Ruhmes und dem weiterer 50 Nobelpreisträger das Verbot von oberirdischen Atomtests durch, wofür er 1962 den Friedensnobelpreis erhielt. Diese Ansammlung von Nobelpreisträgern fand Linus Pauling in Lindau im Bodensee. Dort treffen sich einmal im Jahr Nobelpreisträger der naturwissenschaftlichen Disziplinen mit Studierenden aus aller Welt. Die Mischung aus Fachtagung und Familientreffen bietet Kontaktmöglichkeiten, die in der formelleren Atmosphäre der Stockholmer Preisverleihung nicht gegeben sind1. (7 100)

1 http://www.planet-wissen.de/politik_geschichte/persoenlichkeiten/nobelpreistraeger/

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Nobelpreis für Physik 2013

Der diesjährige Nobelpreis für Physik geht zur Hälfte an François Englert von der Universität Brüssel und zur anderen Hälfte an Peter Higgs von der Universität Edinburgh für die theoretische Entdeckung des Higgs-Mechanismus, der die Masse von Elementarteilchen erklärt und der durch die Untersuchungen mit dem Large Hadron Collider (LHC) am Forschungszentrum CERN im vergangenen Jahr bestätigt wurde.

Der Higgs-Mechanismus wurde in den 1960er Jahren von mehreren Physikern vorausgesagt. Darunter waren der Brite Peter Higgs, der Belgier François Englert und der Amerikaner Robert Brout. Letzterer verstarb 2011. Der Higgs-Mechanismus korrigiert eine Schwäche im Standardmodell der Teilchenphysik: In der Theorie dürfen einige Teilchen keine Ruhemasse besitzen, in der Realität haben sie jedoch eine. Die Physiker führten daher ein Feld ein, welches das gesamte Universum durchdringt. Erst durch Wechselwirkung mit dem Feld erhalten Teilchen ihre Masse – je größer die Wechselwirkung, desto stärker wird das Teilchen im Feld abgebremst und desto größer ist seine Masse.

1964 leitete Peter Higgs aus dem Modell ab, dass ein weiteres Elementarteilchen existieren muss. "Faszinierend an dieser Vorhersage ist, dass die Preisträger allein aufgrund theoretischer Überlegungen in der Lage waren, nicht nur ein neues Teilchen vorherzusagen, sondern gleichzeitig auch ein neues Prinzip in die Formulierung von Naturgesetzen einzuführen. Die Entdeckung des daraus folgenden Higgs-Teilchens am LHC ist eine Sensation und ein herausragender Triumph für die Preisträger und die theoretische Physik insgesamt", sagt Peter Schleper, Vorsitzender des Komitees für Elementarteilchenphysik KET, der Vertretung aller deutschen Teilchenphysiker.

In den vergangenen Jahren hatten Forscher am LHC des Forschungszentrums CERN in Genf nach dem sogenannten Higgs-Boson gesucht. Dafür ließen sie Protonen bei einer Energie von bis zu sieben Teraelektronenvolt kollidieren. Am 4. Juli 2012 meldeten die Wissenschaftler der Experimente ATLAS und CMS den Nachweis eines Teilchens bei der vorhergesagten Masse. Weitere Analysen der Daten bestärkten ihre Ergebnisse. In Zukunft müssen die Eigenschaften des Teilchen näher untersucht werden, um zu klären, ob es sich tatsächlich um das gesuchte Higgs-Boson handelt und ob andere Theorien, zum Beispiel zur Supersymmetrie, belegt werden können1. (2 070)

Technik

Geschichte des deutschen Radios

"Hier ist Berlin, Voxhaus". Mit diesen Worten begann am 28. Oktober 1923 der Rundfunk in Deutschland. Plötzlich gab es Musik und Informationen vom Sender direkt ins Ohr. Nur sehr wenige haben die erste Stunde des Rundfunks in Deutschland

1 http://www.weltderphysik.de/gebiet/teilchen/news/2013/nobelpreis-fuer-physik-2013/

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